Was für Piloten Routine ist, ist für medizinisches Personal hierzulande noch fast unbekannt: Simulationstraining. Am Kinderspital soll sich rund um SimBaby Lou ein neuer Standard etablieren, der den Patienten zugutekommt.
Übung macht den und die Meister*in. Auch in der Medizin. In kritischen Akutsituationen und angesichts komplexer diagnostischer und therapeutischer Entscheidungswege ist es wichtig, dass Ärzte und Pflegende optimal zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit kann in realistischen Simulationen an Puppen gelernt und trainiert werden, wobei sich verschiedene klinische Situationen inszenieren lassen. Entscheidender Vorteil des Simulationstrainings ist, dass nicht in der Theorie, sondern «am Patienten» gelernt wird, ohne dass Menschen zu Schaden kommen. Neben medizinischem Fachwissen werden nicht-technische Fähigkeiten* vermittelt wie Teamwork, Kommunikation, Aufgabenkoordination. Crisis Ressource Management (CRM) ist in der Luftfahrt längst ein etablierter Standard, welcher auch in der Medizin umgesetzt werden sollte. CRM standardisiert Verhaltensweisen, welche die Sicherheit in kritischen Situationen erhöhen.
* Non-Technical Skills: Die Fähigkeit, das, was getan werden muss, auch unter den ungünstigsten und unübersichtlichsten Bedingungen eines medizinischen Notfalls im Team in effektive Massnahmen umzusetzen. (David Gaba, Stanford)
Kinderarzt und Intensivist Francis Ulmer und Intensivpflegefachfrau Babett Chorschew haben das Konzept für die medizinische Simulation am Kinderspital Zürich erarbeitet und etabliert. Anfangs mussten die beiden geduldig Überzeugungsarbeit leisten, denn in der Schweiz es ist nicht üblich, dass praxisorientierte Weiterbildung interdisziplinär betrieben wird. Bisher fanden Aus- und Weiterbildungen nach Berufsgruppen getrennt statt. Pflegende lernten und trainierten mit Pflegenden, Ärzte mit Ärzten.