Das Kinderspital Zürich hat seit 2016 ein Simulationszentrum. Mit Hilfe der Stiftung Chance für das kritisch kranke Kind konnte Dr. Carsten Döll, Oberarzt auf der Internsivstation/Neonatologie, zusammen mit Valentin Antonetty, Co-Leiter Pflege auf der Intensivstation, dieses wichtige Projekt vorantreiben und interdisziplinäre Teams aus Ärzt*innen und Pflegenden schulen.
Die Trainings im neuen Simulationszentrum stossen auf grosses Echo. Ziel ist es, den Mitarbeitenden in Notfallsituationen Sicherheit zu geben. Damit die Hilfeleistungen am Patienten reibungslos Hand in Hand erfolgt, müssen die Abläufe und die Kommunikation regelmässig trainiert werden. Das geht am besten an Puppen, aber auch in entsprechend vorbereiteten Vorlesungen.
Der Stiftung Chance ist es dank ihrer Spender*innen gelungen, die zusätzlichen Stellenprozente der beiden Simulationsleiter zu finanzieren, aber auch finanzielle Unterstützung für die technische Einrichtung des neuen Simulationszentrums zu leisten und Simulationspuppen in verschiedenen Grössen zu finanzieren.
Simulationstraining konkret
Die zunehmende Komplexität diagnostischer und therapeutischer Entscheidungswege erfordern neue Ansätze und Lösungen des Lernens. Medizinisches Simulationstraining im Allgemeinen bietet die Möglichkeit das Meistern von medizinischen Akutsituationen in einem geschützten Rahmen zu trainieren, ohne hierbei einen Patienten potentiell zu gefährden. Im Gegensatz zum «Skills-trainin» (Erlernen und Trainieren des notwendigen medizinischen Handwerks), versteht sich Simulation als Teamtraining in dem neben der Anwendung des medizinischen Handwerks / Evaluation medizinischen Wissens, vor allem den nicht-technischen Fähigkeiten wie Teamwork / Kooperation, Kommunikation, Teambildung, Verteilung von Aufgaben, Re-evaluation, Entscheidungsfindung und Planung, eine zentrale Bedeutung zukommt. Das Konzept basiert hierbei auf dem Crisis Ressource Management (CRM); einem aus der Luftfahrt entlehnten Begriff, bei dem ebenfalls die nicht technischen Fertigkeiten geschult und verbessert werden. Eine zentrale Rolle dieses Konzeptes ist hierbei der Psychologie des Erwachsenen-Lernens entnommen und fundiert in besonderem Masse auf der Selbstreflexion der Teilnehmer. Simulationsbasiertes Training bietet somit die Möglichkeit realistisch, sicher und reproduzierbar ein breites Spektrum klinischer Situationen zu inszenieren, um gezielt medizinische Handlungen und Abläufe nachhaltig zu verbessern. Simulation auf Basis der CRM Verhaltensprinzipien löst effizient und nachhaltig Lernprozesse aus und verbessert die Handlungsfähigkeit der Teilnehmenden, was sich nachhaltig auf die Patientenversorgung und Patientensicherheit auswirkt.
Die Qualitätsverbesserungen für die Patienten sind der primäre Fokus der Simulationsschulungen; darüber hinaus entstehen hierdurch jedoch auch äusserst interessante betriebs- und volkswirtschaftliche Aspekte. Neuere Untersuchungen zeigen, dass der «return of interest» trotz der initialen Investitionskosten in das Personal, mittelfristig sogar Kosten sparen lässt. Qualitätsverbesserung für den Patienten als auch aus finanziellen Überlegungen ist also ein Simulationsprogramm ein attraktives, zeitgemässes und nachhaltiges Instrument.
Ziele des Simulationstraining
o Verbesserung der Routine und Kompetenzentwicklung im Umgang mit Krisensituationen (mit Schwerpunkt der Teambildung, Festlegen der Rollenverteilung und Wahrung der Rollenkontinuität)
o Effiziente Kommunikation unter den Teilnehmern. Optimale Ausnutzung der personellen Ressourcen. Effizientes Einsetzen der verfügbaren Ressourcen.
o Fokussierung auf relevante Details unter Wahrung der Gesamtsituation.
o Handlungssicherheit von Mitarbeitern in komplexen Situationen (in Bezug auf Vermitteln von Fachwissen, Identifikation von Schwachstellen und potenziellen Fehlerquellen) erhöhen.
o Gezielte Schulung der Mitarbeiter anhand real abgelaufener Vorkommnisse, die im Critical Inzident Monitoring des Kinderspitals erfasst und ausgewertet wurden.
o Praktisches Üben der hausinternen Richtlinien und Implementierung der abteilungseigenen Merkblätter.